Der Verein Treffpunkt für Frau und Familie e.V. und das daran angeschlossene Mehrgenerationenhaus Kaleidoskop wird von deren Leiterin Frau Bärbel Wagner vorgestellt: „Vor über 30 Jahren hat sich der Verein gegründet, um ursprünglich in Buchholz einen Treffpunkt für Familien zu installieren. In den folgenden Jahren hat sich der Verein weiterentwickelt und ist seit 2006 Träger des Mehrgenerationenhauses Kaleidoskop, einer Begegnungsstätte für alle Generationen. Das Angebot ist groß und ohne ehrenamtliche Unterstützung könnten die vielfältigen Aufgaben nicht bewältigt werden. Wir sind auf Menschen angewiesen, die mit Ideen zu uns kommen, die sie gern ausprobieren möchten. Diese Ideen können hier unbürokratisch und niedrigschwellig umgesetzt werden – davon lebt das Haus in der Steinstraße 2 in Buchholz.
Im Netz findet man uns über den Landkreis Harburg, über das Niedersächsische Familienministerium, das Bundesfamilienministerium und natürlich über die Seite der Stadt Buchholz, da wir Fördergelder vom Bund, Land und der Stadt Buchholz für das Mehrgenerationenhaus bekommen.“
Bärbel, welche Aufgaben gibt es im Verein?
Vorrangig soziale Aufgaben, die über das hinausgeht, was als Daseinsvorsorge von der Verwaltung hier in Buchholz geleistet wird. Ganz aktuell die Kinderbetreuung, wo oft eine Lücke in der Versorgung ist, die momentan nicht gedeckt werden kann.
Aber auch in anderen Bereichen, z.B. bei den Senioren, möchten wir durch unsere unterschiedlichen Angebote den Menschen die Möglichkeit eines Austausches und Miteinanders geben. Unser Ziel ist es, dass Menschen generationsübergreifend agieren und interaktiv tätig werden – um somit der Vereinsamung entgegenzuwirken. Kurz gesagt, das Mehrgenerationenhaus übernimmt niedrigschwellig Aufgaben, für die gerade ein Bedarf da ist.
Dafür werden viele Freiwillige benötigt, eine von ihnen ist die sehr engagierte Christa Hartung.
Christa, wie sind Sie auf diesen Verein aufmerksam geworden?
Ich habe früher mit Jugendlichen der Lebenshilfe gekocht. Durch eine Frau, die hier im Kaleidos-kop im Stricktreff aktiv ist, bin ich hierhergekommen, denn ich handarbeite selber gerne.
Ich kannte das Kaleidoskop lediglich vom Namen,wußte aber nicht, was sich dahinter verbirgt.
Christa, was hat Sie bewogen, hier ehrenamtlich aktiv zu werden?
Zum einen habe ich den Bedarf gesehen, zum anderen möchte ich der Gesellschaft auch gern etwas zurückgeben. Ältere Leute sagen oft, dass sie immer so allein sind, doch letztendlich muss man etwas von sich aus tun, denn niemand kommt zu Hause vorbei und sagt, was man tun soll.
Ich spreche Menschen mehrfach an, sie können doch mal zum Spielenachmittag vorbeikommen. Sie sagen zwar „ja, mach ich“, doch kommen sie nicht, weil etwas anderes wichtiger ist oder sie sich nicht aufraffen können – das ist sehr schade.
Christa, was machen Sie jetzt dort genau?
Vor ungefähr 5 Jahren habe ich als Nutzerin angefangen, um mich dann bei den vielen Treffs zu engagieren. Es gibt oft Kaffee und Kuchen und dazu gehört für mich ein schön eingedeckter Tisch. Anschließend bin ich dann wieder Nutzerin und stricke mit den anderen Frauen.
Man findetziemlich schnell noch andere Aufgaben. Den Spielenachmittag habe ich übernommen,
und unterstützte dabei einen älteren Herrn, der nicht mehr gut sehen kann. Das mache ich sehr gerne! Zusätzlich sind noch zwei Schülerinnen aus dem Ganztagsprojekt „Ehrenamt“ der Wald-schule als Ehrenamtliche beim Spielnachmittag dabei, die die Runde bereichern.
Bärbel: Aber Christa, Du machst noch viel mehr: bei Bedarf backst Du Kuchen, übernimmst den Telefondienst, wenn keiner da ist, Dich kann man immer fragen, wenn Not am Mann ist. Du bist voll in dem Betrieb integriert.
Christa: Ich finde, es gehört auch zum Älterwerden dazu, dass man sich einbringt. Es gibt mir auch viel. Man hat jemanden zum Klönen, sieht viel Neues und lernt noch was dazu.
Christa: Was motiviert Sie, immer aufs Neue weiterzumachen?
Es macht mir so viel Spaß, man ist mit netten Menschen zusammen und mein Bekanntenkreis hat sich dadurch auch vergrößert. Das Angebot ist groß und wächst stetig. Gut würde ich es finden, wenn noch Gedächtnistraining hinzukäme. Jedoch hat sich bislang niemand gefunden, der das ehrenamtlich anbietet.
Christa, was war Ihr schönstes bzw. eindrucksvollstes Erlebnis?
Erst kürzlich beim Spielenachmittag, der 94jährige hatte Geburtstag und wir haben ihn mit einem schönen Nachmittag und mit selbstgebackenem Kuchen erfreut. Er war so glücklich, hier zu sein und trotz seiner Seheinschränkungen spielen zu können.
Christa: welche Bereicherung bringt Ihnen persönlich das Ehrenamt?
Beim Stricken habe ich viel dazugelernt. Unsere tolle, schon über 80jährige Anleiterin, hilft so lange, bis man es kann.
Wir lernen viel voneinander; ich bin toleranter geworden. Manchmal muss man sich aufraffen, aber letztendlich macht man es doch gern. Es ist sehr schön zu sehen, dass der eigene Einsatz von anderen Menschen bemerkt und geschätzt wird.
Wie ist aus Ihrer Sicht der Bekanntheitsgrad dieses Vereins?
Bärbel: Trotz aller Bemühungen, ausreichend ist es nie. Es gibt viele Menschen, die das Mehrgenerationenhaus immer noch nicht kennen.
Christa: Früher gab es mal eine Rubrik im Wochenblatt Veranstaltungen in der kommenden Woche. Da waren wir auch häufig vertreten, das war gut. Es wäre schön, das in dieser Form noch einmal anbieten zu können.
Bärbel, was muß man mitbringen, um in Ihrem Verein ehrenamtlich tätig sein zu können?
Interesse, mitmachen zu wollen. Alles andere findet sich. Man lernt sich kennen und schaut sich in dem Verein um, daraus entwickelt sich dann oftmals eine Aufgabe, die man übernehmen möchte.
Christa, was würde Ihnen heute ohne dieses Ehrenamt fehlen?
Ich denke, ganz viel!Ich wäre mehr zu Hause, nur spazieren gehen reicht irgendwann nicht. Durch Corona habe ich gemerkt, dass man auch den Umgang mit anderen Menschen verlernen kann: Rücksicht zu nehmen, anderen eine Freude bereiten, auf andere Menschen zuzugehen, zu kommunizieren. Ich könnte mir vorstellen, dass die Alltagsbeschwerden mehr im Vordergrund stünden.
Was ist Ihr Fazit aus Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit?
Christa: Gerade als Seniorin ist es gut, wenn man eine Aufgabe hat. Der Tag wird dadurch strukturiert. Und gibt es dadurch auch mal in einer Woche mehr Stress, ist es befriedigend, diese zu bewältigen.
Ich wünschte mir, dass sich mehr Leute melden und ich kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn ich mal ausfalle.
Bärbel: Wir sind ein offenes Haus für alle. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich hier einzu-bringen, entweder als Nutzer oder als Ehrenamtlicher. Wir haben niedrigschwellige und kostengünstige Angebote für jeden. Um dies gewährleisten zu können, bekommen wir die Fördergelder.
Wir danken beiden Gesprächspartnern und wünschen weiterhin viel Freude bei Ihren Ausübungen.
Kochen Sie gern? Für unseren Mittagstisch wünschen wir uns Unterstützung, die sich mit der jetzigen alleinigen ehrenamtlichen Köchin mittwochs abwechselt.